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Tytuł:
Altern als Aufgabe intergenerationeller Bildungs- und Sozialpolitik (Aging as a task of intergenerational education policy and social policy)
Autorzy:
Sonja, Ehret,
Powiązania:
https://bibliotekanauki.pl/articles/893006.pdf
Data publikacji:
2018-09-04
Wydawca:
Uniwersytet Warszawski. Wydawnictwa Uniwersytetu Warszawskiego
Tematy:
Intergenerationality
Dialogue
Old Age
Education
Culture
Opis:
The contribution adresses the meaning of age in the pattern of generations involved in a scociety which acts functional and harmonic. With the help of the method named Intergenerational Dialogue we generate the proof for the thesis Culture shapes age effectively as very old people get a word in edge-wise. We found universal and anthropological truths in their spoken dialogical competence. In a second step the large inobservance of such insights in social policy and education policy actions is reflected. Innovative solution concepts should help for future of social policy and education policy. The five general principles of the Fifth Report for old age should be focused in sociopolitical and intergenerational contexts of intervention. in respect of their basic aims and core thematics. Der Beitrag befasst sich zunächst mit der Bedeutung des Alters für das Generationengefüge einer funktional-harmonischen Gesellschaft und versucht anhand der Methode des intergenerationellen Dialogs Belege für die These Kultur prägt Alter effektiv aufzuführen, indem sehr alte Menschen zu Wort kommen. In deren sprachlich-dialogischer Kompetenz lassen sich universelle und anthropologische Wahrheiten finden. In einem zweiten Schritt wird die weitgehende Nichtbeachtung dieser Erkenntnis im sozial- und bildungspolitischen Handeln dem Leser vor Augen geführt. Innovative Lösungsansätze, die bereits teilweise wissenschaftlich erprobt wurden, sollen einer zukünftigen Sozial- und Bildungspolitik zu Diensten sein. Die fünf Leitbilder des Fünften Altenberichts sollten im Hinblick auf ihre Grundausrichtung und Kernthematik wieder in den eng verknüpften sozialpolitischen und bildungspolitischen Handlungskontexten fokussiert werden. Die Stellung des alten Menschen im Gesamtgefüge einer Gesellschaft gilt als Indikator für die Kulturstufe und Kulturentwicklung des Menschen. In diesem Zusammenhang wird der Umgang mit dem Alter zu einem Erklärungsfaktor für die Einsicht nachfolgender Generationen in die Existenzverfasstheit des Menschen (Schulz-Nieswandt 2006, S. 147). Wenn sich die Bildungs- und Kulturstufe – wir denken nun über Marx hinaus, der sich an der Verbindung von Mann und Frau orientierte – am Verhältnis des Menschen zu seinen Kindern und Eltern beurteilen lassen soll, befindet sich die Menschheit noch in einer Lernphase, aus der heraus sich eine bedeutende sozialpolitische und sozialpädagogische Aufgabe zum Erkennen gibt. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen wir erst einmal mehr über Alter und Kindheit wissen. Widmen wir uns in diesem Artikel zentral dem Alter. Der Gerontologe Vischer weist uns auf folgenden Weg: „Wer es unternimmt, die Situation des Alters zu untersuchen, der muss seinen Beobachtungsposten innerhalb des Altersbereichs aufschlagen; er muss vom Standort des Alters an diese Aufgabe herangehen. Um das Alter zu deuten, muss man selbst in seinen Reihen stehen, muss man selbst das Alter erleben“ (Vischer 1955). Als Sprachrohr der Hochaltrigen soll sich dieser Text verstehen, denn er arbeitet mit beispielhaften Ergebnissen aus eigener forschungsorientierter Lehre, in der mit dialogischer Methodik Wahrheitsansprüche gesucht und identifiziert werden sollen. Der Einbezug von Jüngeren in den Dialog kann die Explikation von Wahrheit aufgrund der hohen Anziehungskraft dieser beiden Lebensalter beschleunigen. Davon später mehr. Weil sich die Altersstruktur unserer Gesellschaft verändert, spricht man von einer alternden Gesellschaft und denkt an Vergreisung, mit der die Abnahme von Innovation und Fortschritt einhergehe und zugleich Pflegebedürftigkeit zunehme. Dies beruht auf irreführenden Annahmen über die Existenz fester anthropologisch bedingter Altersgrenzen. Tatsächlich verändern sich aber alle Lebensalter sozioemotional. Die Jugendphase dauert heute bis zum Alter 30, das späte Erwachsenenalter bis gar 80 Jahre, um erst dann den Wandlungen des Alters zu weichen. Kindheit mit anschließender Jugendphase und hohes Alter mit vorausgehender Alterskrise stehen sich in der Ontogenese symmetrisch gegenüber; in ihre Mitte nehmen sie die verschiedenen Phasen des Erwachsenenalters auf. In vielen Arbeiten werden die Hochbetagten als eine Herausforderung für die Sozialpolitik angesehen; es scheint fast so, dass mit dieser Altersphase fast nur Greisentum, Pflege, Fürsorge und Versorgung verbunden wird. Die Ausdifferenzierung von Wissenschaft und Märkten entdeckt dann eben auch nur die verlustgeprägte Vielschichtigkeit körperlicher und mentaler Veränderungen im Alter, die sie dann spezifiziert, um versorgungstauglich zu ummanteln. Jedoch ist nicht einfach ein Mehr an Diensten sinnvoll, wenn diese nicht die Bedürfnisse der Älteren treffen. Es sind die Älteren selbst, die es an Akzeptanz fehlen lassen (Kardoff und Oppl 1989). Fordernder und kritischer versuchen sie die gesellschaftlichen Lücken zu füllen, die nun sichtbar werden. Dabei verdunkelt sich die Verknüpfung von Altenhilfe und Ökonomie, weil sie die Alten zunehmend leiden lässt, indem sie diese mit Einsamkeit, Nutzlosigkeit, Objekthaftigkeit und Abhängigkeit konfrontiert. Hier kommt Sozialpolitik ins Spiel. Das seit den 70er Jahren der Bundesrepublik Deutschland nachgesagte Theoriedefizit in der Sozialpolitik für ältere Menschen dürfte durch die umfassende Abhandlung von Schulz-Nieswandt (2006), der weit in metaphysische Dimensionen greift, behoben sein. Synthetisieren wir die analytischen Dimensionen seiner praktischen Alterssozialpolitik, gewinnen wir folgenden Lehrsatz: Die grundgesetzlich verankerte Absicherung sozialer Risikolagen interveniert in Lebensformen und Verlaufsformen von Altern im Lebenslauf. Hierbei sind Persönlichkeits- und Entfaltungsrechte sowie Entwicklungsaufgaben des Menschen zu berücksichtigen, die einzelne Individuen in ihren daseinsthematischen Lebensentwürfen verwirklichen. Bei der Produktion von Interventionen der Wohlfahrt werden Sektoren verknüpft (z.B. Familie, Pflege, Bildung, Wirtschaft), die normativen Gerechtigkeitsprüfungen unterliegen. Was zwar von Schulz-Nieswandt gefordert, aber dennoch kaum praktisch beachtet wird, ist, dass alle Analysedimensionen mit der Intergenerationalität einer Gesellschaft verknüpft sind. Infolgedessen versucht dieser Text die intergenrationelle Verklammerung moderner Sozial- und Bildungspolitik zu klären. Vorstellungen vom Alter und Altern entstehen auch durch Widerspiegelungen von Lebenslagen anderer Menschen im Innern eines Individuums. Dem mit der Wahrnehmung verknüpften Denken, Bewerten und auch Fühlen liegen kulturelle Muster zugrunde, wie Alter gedacht werden soll (Rosow 2012). In diesen Mustern finden sich eben auch Universalien und eines davon ist das Jung-Alt-Thema, das in allen Kulturen vorhanden ist. Es durchwandert sozusagen die Bilder von Weisheit und Erfahrung einerseits und Abhängigkeit und Verfall andererseits. Die Altersbilder junger Menschen in Deutschland sind, so das Ergebnis einer Studie, eher von anthropologisch begründbarer Kompetenz des Alters geprägt als von der epidemiologisch bedingten Versorgungsbedürftigkeit alter Menschen (Ehret 2016). Wenn es einen Sinn haben soll, dass der Mensch 80, 90, oder gar 100 Jahre und noch länger leben kann, gelangen wir zu der Altersstufung des Lebens. Bei gründlicher Recherche mehren sich die Hinweise, dass um das Alter 84 eine Alterskrise erfolgt, die einen Gestaltwandel auslöst, der nach einigen Jahren bestenfalls in eine neue Lebensphase, ein wahres, radikales Alter übergeht, in dem sich eine Neuordnung des Geistes zeigt, die sich sprachlich abbilden lässt. Altern ist als Radikalisierung physischer, psychosozialer und kultureller Lebenssituationen zu begreifen. Ihr geht aber ein seelisch-geistiger Gestaltwandel voraus, der den Weg frei macht zu einem aufgeklärten Überblick über Irrtum und Wahrheit. Aber Denken, das macht Spaß! Denken und die Erarbeitung neuer Wahrheiten erhalten mich am Leben. [Margarete Mitscherlich-Nielsen, 94, in Kruse Rentsch und Zimmermann 2012] Von Haus aus bin ich Optimist, aber im hohen Alter gewöhnt man sich daran, realistisch zu sein. [Herr Z., 94 im Dialog mit Studenten] Die Differenziertheit der Wahrheit radikal wahrzunehmen und daraus vieles lernen zu können, das ist eine wichtige Aufgabe des Alters. [Margarete Mitscherlich-Nielsen, 94, in Kruse, Rentsch und Zimmermann 2012] Die Träume müssten eigentlich an der Realität festgemacht werden. Die Selbstreflexion ist ja auch wichtig, die unbarmherzig und realistisch sein muss. Was ist wirklich leicht gegangen und was hat Schwierigkeiten gemacht. [Frau E., 90 im Dialog mit junger Studentin] Das „wahre Alter“ als eigene Lebensphase unterliegt den Siebener-Rhythmen, die Leben und Welt ordnen (zur philosophisch-mathematischen Herleitung siehe Ehret 2017). Erikson und Tornstam nannten diesen Wandel Transzendenz oder Gerotranszendenz, Neurowissenschaftler wie Hüther (2017) prognostizieren, in den nächsten Jahren den wissenschaftlichen Nachweis geistig-struktureller Veränderungen neurophysiologisch nachweisen zu können und Psychologen machen erhebliche Varianz psychologischer Merkmale im hohen Alter fest, was zwar auf höchste Heterogenität hinweist, andererseits aber auch auf mangelnde Person-Umweltpassung der sozialpolitischen und therapeutischen Interventionen vor allem in den Bereichen gesundheitspolitischer Herausforderungen wie Depression, Demenz oder den gesundheitsbedingten Folgen von Einsamkeit im Alter. Dass im hohen Alter ein Wandel im Denken stattfindet, belegen auch Aussagen in den Dialogen mit Hochbetagten, die mit Studenten der Universität Heidelberg in Dialog-Seminaren geführt werden. Das Alter ist eine tolle Sache, aber Sie müssen bereit sein. Ich habe so unendlich viel erlebt im Leben. Wie ein Strauß mit Blumen, den man hinstellt, wo keine mehr reinpasst. Es ist schön, hier zu sein. Ich erlebe mein Leben intensiv.[Inge Burck, 92] Ich kann, was ich nie gedacht habe, mich sehr gut in den Sessel setzen und nachdenken. Ich habe die Poesie und die Kraft des Nachdenkens. [Inge Burck, 92] Ich bin ja mehr als greisenhaft und kann mich inzwischen freuen, wenn ich zwischen den Steinen einen kleinen Löwenzahn sehe. Aber das sieht man erst, wenn man die großen Dinge nicht mehr wahrnehmen kann. [Ursula von Dallwitz, 94] Die Potenziale des alternden Individuums sind weltweit weder ausgeschöpft, noch gefördert, noch erkannt. Dennoch besteht insbesondere in stark religiös verwurzelten Gesellschaften ein kulturübergreifender Konsens über die Bedeutung des hohen Alters. „Mein Vater hat zu mir gesagt, wenn die jungen Männer mehr auf die alten Männer hören würden, würden sie nicht so früh sterben“, äußert sich ein Junge, 13, muslimischer Herkunft in einem Interview des Projekts Echo der Generationen. Das Potenzial der generativ wirksamen Weisheit ist demnach nicht unabhängig von der Religiosität alter Menschen. „Der Rat alter Männer ist teurer als die Tapferkeit junger Männer“ (Right of Elders in Islam) schreibt Weintritt (2012) in einer Untersuchung zu Altersbildern im Islam. Vielfach jedoch reduziert auf nachlassende Produktivität und zunehmende Verluste wird der alte Mensch zum Versorgungsfall der Gesellschaft, auf den sich mittlerweile ein riesiger Markt spezialisiert hat mit unterschiedlichsten Angeboten, die monetär vergütet werden. Es ist richtig, dass sich messbare Verluste in der Leistungskapazität des alternden Organismus finden, die sich in einer erhöhten Verletzlichkeit für Erkrankungen äußern (Kruse 2013), doch sind auf der psychologischen, geistigen und sozialen Ebene unweigerlich mehr Gewinne als Verluste zu verzeichnen, wenn das Individuum seinen Weg zum guten Altern gefunden hat. Dies gilt umso mehr für das hohe Alter, denn gutes Altern meint Werden zu sich selbst, Integration der Lebensgestalt zu einer erfüllenden Daseinsthematik und Weitergabe des Lebenswerks an nachfolgende Generationen (Kruse, Rentsch und Zimmermann 2012). Die berühmte Nonnenstudie brachte es an den Tag, wie man gut und glücklich leben kann und seine lebenslange Umbau- und Regenerationsfähigkeit des Gehirns nicht verlieren muss (Hüther 2017). Der Mensch braucht liebende Verbundenheit und eine Aufgabe, die sein Leben trägt. Eine 104-Jährige gesunde Frau drückt das so aus: „Mir soll alles zum Besten dienen.“. Hans-Georg Gadamer postuliert im 103 Lebensjahr: „Wenn ein Mensch glücklich ist, ist er für alles da.“ Studien zur Generativität weisen auf die heilende und gesundheitsfördernde Funktion von sorgendem Verantwortungshandeln wie ehrenamtliche Sorgerollen oder Enkelbetreuung hin (Cierpka 2012). Zu den individuellen Potenzialen zählen das Wissen über grundlegende Fragen des Lebens, strategisches Wissen, Fähigkeiten der Kommunikation, Fähigkeit zur sozioemotionalen Integration und die Offenheit für neue Anforderungen und Verpflichtungen, die das gute Altern kennzeichnen (Staudinger 2005, Carstensen 2007, Kruse 2013). Damit trägt gutes Altern immer eine intergenerationell-mitverantwortliche Komponente in sich, denn der Mensch ist und bleibt ein sorgender. Sorge ist eine soziale Hinwendung zur Natur des Menschen – und diese besteht ein Leben lang, also intergenerationell in beide Richtungen. Sie lässt sich schon bei Kleinkindern nachweisen wie auch Höchstaltrigen. Tatsächlich entstehen Entwicklungsfaktoren wie Offenheit, Kreativität oder Transzendenz nicht von alleine, sie sind Ergebnis der Erziehung, Sozialisation, Selbsterziehung und Umwelt. Auch Weisheit im Alter kommt nicht von ungefähr, man findet schon Weisheit in der Jugend. Dennoch gibt es eine spezielle Altersweisheit. Was nur im Alter an Weisheit gedeiht oder gedeihen kann, ist die Weisheit der Erfahrung, die sich im Mitbewussten äußert, verstanden als das in Fleisch und Blut Übergegangene, dann das abgeklärte Umgehen mit den Unsicherheiten des Lebens, und schließlich, das zeigen eigene Studien, eine Vernunft in Form einer Weltvernunft, die weit blicken lässt und die sich sprachlich abbilden lässt. Mögen Kritiker auch einwenden, dass Weisheit nicht immer mit dem Alter kommt, wobei diese ohnehin schwer zu messen ist, so lässt sich doch konstatieren, dass sich Weisheit, Wahrheit oder Universelles sehr leicht im Dialog zu Tage befördern lässt und das bei jedem Menschen. Besonders schnell geschieht die Beförderung jedoch durch intergenerationellen Dialog auf Augenhöhe. Betrachten wir ein Beispiel: Was bedeuten im (hohen) Alter für Sie Liebe und Hoffnung? Gibt es Unterschiede zu Ihrer Jugend? [Student A.] Im hohen Alter nimmt die Zukunft ja ständig ab und insofern kann die Hoffnung eigentlich nur darin bestehen, dass sie mit allen verbundenen Menschen solange es geht gemeinsam verbunden bleiben. (…) Im Alter wird aus der Liebe ein beständiges und verlässliches Miteinander. [Herr Z., 94] Ja, so habe ich mir Liebe und Hoffnung im hohen Alter auch vorgestellt (zustimmendes Lachen). [Student A.] Was geben die Alten uns weiter? Sie übergeben zum einen kulturgebundenes kristallines Wissen, zum anderen Orientierungswissen für das Leben, das sich beides in einem besonderen Sprachvermögen zeigt, dem es gelingt, zentrale Fragen des Lebens einfach und prägnant zu beantworten. Schließlich verkörpern alte Menschen in der Regel erhebliche Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, die Ihnen ihr langes Leben gegeben hat sowie eine gute Portion Mut. Ein weiteres essentielles Potenzial ist die immer stärker werdende Verbindung des alten Menschen mit der Natur, die sich vom Gärtnern und Wandern über ästhetische Erfahrungen bis hin zum Leiden mit der bedrohten Natur zeigen kann. Auf die Frage zur Kostbarkeit des Lebens betrachten wir noch folgende dialogische Übereinstimmung aus dem Gespräch des Herrn Z. mit Studenten A. Ich hab wahnsinnig viel erlebt in allen möglichen Situationen. Da lernt man das Leben schätzen. Das Leben gibt so unheimlich viel. Im Alter sieht man das viel eher als ein junger Mensch. [Herr Z.] Was einem da geschenkt wird, das ist häufig nicht klar. [Student A.] In vielen Gesprächen und Dialogen wird uns die Reichweite der sozioemotionalen Selektivität im Alter immer deutlicher vor Augen geführt. Kostbar sind für mich die Familie und Gespräche in der Familie und dass ich unterstützt werde. Das Bewusstsein wird umso schärfer, wenn man älter ist. [Herr S., 90] Für mich ist eine Familie, in der man Halt finden kann, kostbar. Das gehört auch schon wieder zur Natur. [Frau H., 91] Den alten Menschen dürfen wir also nicht als Objekt der Fürsorge betrachten. Dank des im Laufe der Jahre erworbenen Erfahrungsschatzes kann und muss er einer sein, der Weisheit weitergibt sowie Zeugnis von Hoffnung und Liebe ablegt. (Johannes Paul II. 1995) Durch die Lebenslaufsymmetrie von Jung und Alt ist mit starker Anziehung zwischen jungen und alten Menschen zu rechnen. Dieses ontogenetische Prinzip wurde in eigenen Studien in mehreren Varianten methodisch genutzt. Die Methode „Intergenerationelle forschungs-orientierte Lehre zur Explikation von Wahrheit und Vernunft“ beruht schlichtweg auf Dialogen. Auf der Basis verschiedener Themen, die die Welt im weitesten Sinne, die Verantwortung für die Welt und die Mitmenschen im engeren Sinne sowie philosophische und ethische Fragen beinhalten, werden Gespräche und Dialoge geführt. Aus den Dialogen können Unterschiede, Gemeinsamkeiten und erkenntnisbringende Inhalte extrahiert werden um ein verbessertes synergetisches Verhältnis zwischen den Generationen zu verwirklichen und gemeinsam eine bessere Welt anzustreben. „But the primary purpose of dialogue is not to communicate. It is much deeper. It addresses the blocks in communication, not merely to understand them, but to meet them directly. In dialogue we are ready to raise topics serious enough to cause trouble. But while we are talking we are interested in being aware of whats going on inside us and between us“ (Bohm 1990). Wenn sich der Mensch ganz in die Sprache begibt, wird er authentisch und echt, denn Sprache ist Dasein. Öffnet er sich in einem Gespräch für den Dialog, und beginnt sich dieser zu entfalten, wird das interpersonale Geschehen explorativ und ethisch gut. Eine Morphologie des Dialogs ist erst in Ansätzen untersucht (z.B. Brune, Gronke und Krohn 2010; Ehret, in Vorbereitung), doch zeigt sich in unseren Dialogen, dass quasi unendlicher Formenreichtum besteht, der kontinuierlich universelle Elemente hervorbringt. Beginn und Ende des Dialogs sind spontan determiniert. Gegenseitige Achtung, echte Freundlichkeit und daseinsthematische Nähe sind starke Indikatoren dafür, dass ein Gespräch sich in einen Dialog wandelt. Auch kohärentes, konjunktives oder synchrones Sprechen befördert Dialogpartner in den dialogischen Modus. Der Dialog endet zumeist in Imperativen wie Aufforderungen, Mahnungen, Geboten wie auch häufig mit Sprichwörtern, geflügelten Wörtern oder Gedichten. Zwischen Beginn und Ende des Dialogs liegen Minuten oder Sekunden universeller sprachlicher Einheiten, deren Inhalte kategorisierbar sind. Sphären der Kunst und Ästhetik, der Logik und Mathematik, der Symbolik und des Religiösen, der Natur und des Schicksals bilden sich heraus. Sie sind häufig, aber nicht immer daseinsthematisch aus dem Individuellen heraus bestimmt. Zur Verdeutlichung der Methode sollen zwei sozialpolitisch relevante Dialogpassagen aufgeführt werden. Beispiel 1: Der Mensch ist von Natur aus gut, sagt Rousseau. Sagen Sie etwas dazu. [Frau A., 80] Ich glaube, ein Baby hat noch keine bösen Absichten. [Student H.] Es hat keine Position. Die entsteht erst durch Erziehung, durch Vorbild und was an ihm getan wird und was er selbst tut. (…) Mein Enkel hat jetzt Kinderrechte. Er sagt, ich habe das Recht, dass es mir gut geht. Was ist das, dieses ‚Ich habe das Recht auf ein gutes Leben?‘ Die Definition ist schlecht gewählt. Es gibt auch Pflichten. Je nach Wohlstand ist das ja unterschiedlich zu interpretieren.[Frau A.] Bei den Kindern muss man wieder anfangen. [Student H. und Frau H. synchron] Beispiel 2: Montessori, vermutlich hat sie recht. Verwahrlosten Kindern fehlen Werte. Werte werden in Familien vermittelt. [Studentin der Mathematik] Wenn es keine Familien gibt, dann fehlen Werte. [Frau H., 90] So einfach ist das mit der Logik im hohen Alter. Das Beispiel verdeutlicht zugleich, wie logisch der sehr alte Mensch denken kann, wenn er dialogisch zum Denken angeregt wird. Dialoge werden immer dann wichtig, wenn Wertorientierungen und Handlungsnormen nicht mehr fraglos von Generation zu Generation übernommen werden, sondern „wo vielmehr argumentativ gemeinsame und insofern allgemeine Maximen für eine vernünftige statt routinemäßige Lebenspraxis erst noch gefunden werden müssen“ (Kemper 1990). In unseren Seminaren mit Hochbetagten können erstmals Denkmuster sehr alter Menschen untersucht werden. Mehr Bürgernähe geht fast nicht in Bezug auf gesellschaftlich relevante Themen. Wenn ein solcher Zugang nicht beschritten wird – und hierfür ist eine sozial- und bildungspolitische Bahnung erforderlich – könnte eine kommunikative Verarmung in menschlichen Grundsituationen des Lebens die Folge sein und ein erfülltes Leben verhindern. Auf der gesellschaftlichen Ebene sind Menschen sowohl strategisch verkettet als auch soziokulturell eingebettet (Schulz-Nieswandt 2006). Dabei spielt der öffentliche Raum eine große Rolle. Im sozialpolitischen Sinn sind in ihm Menschen aufgrund notwendiger und vernünftiger Zwecke verknüpft, wobei diese Zwecke nicht immer erkennbar sind wie auch oft egoistische Zwecke sich dazugesellen. So kommt im Falle geringen moralischen Eingebettetseins den kulturellen Institutionen die Aufgabe zu, auf der Basis von Normen und Werten moralisch faire Interaktionen anzustiften. Es ist entscheidend, dass vom öffentlichen Raum eine deutliche Motivation ausgeht, durch die sich das Individuum auch tatsächlich in seiner Daseinsthematik und Engagementbereitschaft von der Gesellschaft ernst genommen fühlt. Nur dann wird der alte Mensch sich engagieren, Initiative in der Gesellschaft ergreifen und etwas Neues beginnen. Nur dann wird er danach streben, seine Potenziale in den Dienst der Gesellschaft zu stellen (Kruse 2010). Wenn er dies tut, kann sein mitverantwortliches Handeln unsere Kultur gestalten und erneuern. Und es ist gerade diese Kultur, die wieder auf den alten Menschen zurückwirkt. Die Gesellschaft muss offen werden für das Interesse der einzelnen Bürger, sich als Teil der Gesellschaft einzubringen. Habermas unterscheidet das pathologische vom vernünftigen Interesse, welches eine ästhetische Handlungsmotivation beinhaltet, die guten Zwecken dienen will. Wo kann der Mensch in der Gesellschaft gute Zwecke verwirklichen? Welche Maxime und welche Erfahrung hängen mit guten Zwecken zusammen und welche guten Werke erfüllen diese Zwecke? Offenbar verliert das Erfahrungswissen der Alten immer mehr an Bedeutung in einer technisch durchformten Welt und ist außerhalb des rein kommunikativen Sozialbereichs nicht mehr viel wert. Wer zu den allein lebenden Alten gehört mit nur marginalem Familienanschluss läuft Gefahr, in die soziale Isolation abgedrängt zu werden. Hospitalismuseffekte in Pflegeheimen lähmen die aktive Teilnahme am Leben und erzeugen einen Bruch in der Lebenskontinuität. Die grotesken und mächtigen Missverhältnisse, unter denen der alte Mensch in der modernen Gesellschaft lebt, sind erst ansatzweise sozialpolitisch thematisiert. Im Fünften Altenbericht (BMFSFJ 2005) werden fünf Leitbilder genannt, deren sozialpolitische Relevanz man ein Jahrzehnt später kritisch beleuchten kann. Das Leitbild einer mitverantwortlichen Sozialpolitik beruht auf Gedanken der Subsidiarität und Solidarität mit denen sich dem Staat auch die Möglichkeit eröffnet, sich zurückzuziehen. Aufgrund wachsender sozialer Ungleichheit, die das Kardinalproblem der Menschheit auf dieser Erde ausmacht, wird Hilfebedürftigkeit und Nächstenliebe geschwächt (Johannes Paul 1995). Aber bevor man sein letztes Hemd auszieht, sollte man bedenken, dass auch einmal ein kühler Wind kommen kann. [Herr M., 86 im Dialog mit 15-jährigen Schülern] Die Leitbilder Lebenslanges Lernen und Prävention sind immer noch nicht in Versorgungskontexten des hohen Alters angemessen berücksichtigt, weil Verantwortliche in diesen Kontexten nicht in der Lage sind, zu erfassen, dass der Mensch bis ins höchste Alter lernfähig ist (Höffe 2013). Das Leitbild der Generationensolidarität und -gerechtigkeit sollte entweder um Konzepte des Ausgleichs durch Intragenerationengerechtigkeit (Kruse 2013) oder Mäzenentum erweitert werden. Bleibt noch das Leitbild des Alters als Innovationsfaktor. Hier sollte sofort angesetzt werden und der Blick auf Kräfte und Schätze des Alters eröffnet werden. Auch sollen gesamtgesellschaftliche Lücken und Probleme in der Bindung und Mutualität von Menschen untereinander nicht noch durch Schwächung der familialen Generationenbeziehungen gelöst werden, vielmehr ist der soziokulturell verankerte Generationenzusammenhalt zu stärken und zu festigen. In diesem Zusammenhang sind auch Überlegungen zur Förderung großelterlicher Generationenbeziehungen wünschenswert. Die Zahl der älteren Menschen steigt wie auch deren Lebenserwartung. Wie wird die freie Zeit genutzt? Dass Menschen im Dritten und auch Vierten Lebensalter eine viel stärkere Bedeutung in der Kinderbetreuung spielen könnten, wurde bisher nicht ernsthaft sozialpolitisch erwägt. Hier liegt m.E. der Schlüssel für eine Harmonisierung der Familienpolitik und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bleiben wir beim Thema Innovationsfaktor Altern und ziehen mit diesem ins Reich der Vernunft und Freiheit. Beide Teilaspekte sind bei Kant als letztes Ziel der Menschheit verknüpft, das sich in der Kultur herausbilden kann. Kultur schafft demnach Rahmenbedingungen, in denen sich Homo rationalis entwickeln kann. An dieser Stelle zieht Schulz-Nieswandt (2006) grundrechtliche Perspektiven heran. Über eine freiheitliche Wertorientierung sind Menschen sowohl kulturell eingebettet als auch sozial verflochten. Fehlt es jedoch an reziprokem Vertrauen, wie es normalerweise in Familienbeziehungen vorhanden ist, müssen faire Regeln erst endogen generiert werden. „So entpuppt sich Kultur als gemeinsam geteilter Horizont von Normen und Werten und kognitiven Orientierungen als Basis für funktionierende und dauerhafte, sowohl ökonomisch effiziente als auch moralisch faire bzw. gerechte Interaktionen zwischen Menschen.“ (Schulz-Nieswandt 2006, S. 58f.) Ein solcher Horizont ist in der Intergenerationalität gegeben. Betrachten wir einen weiteren Dialog zwischen einem Studenten und der 91-jährigen Frau M. Es geht um den Begriff der Weltvernunft, über den schon Hegel sinnierte. Dann fragt der Student, was denn mit dem Begriff genau gemeint ist. Na ja, alle diese positiven Dinge wie Umweltschutz und Frieden. [Frau M.] Und wo ist der Sitzder Weltvernunft? [Student E.] In dem Kopf jedes Menschen. [Frau M.] Ja genau. [Student E.] Und Inge Burck meint hierzu: Wichtig wäre für mich als Weltvernunft, dass jeder den anderen achtet, wo wieder geredet wird, und das muss anfangen in der KITA. Du bist ein Mensch und ich schätze dich als Mensch. [Frau Burck, 92] Nun sind nach Baltes (1999) drei Prinzipien für eine nach ihm benannte mit dem Altern an Zentralität gewinnende Unvollendetheit der Humanontogenese grundlegend. Der genetische Evolutionsvorteil werde im Lebensverlauf geringer, der Bedarf an Kultur nehme zu, aber die Effektivität von Kultur nehme ab. Dieser vor allem aus biologischer Sicht fokussierte Blick auf den alten Menschen befasst sich vordergründig mit der Kognition des älteren Menschen und weist hier mit psychometrischen Messmethoden des mittleren Erwachsenenalters Verluste nach. Gerade diese Kognition ist es aber, die in eigenen Studien aus forschungsorientierter Lehre den gesunden alternden Geist zu sprachlichen Höchstleistungen befördert und strukturelle Entwicklungsgewinne bestätigt. Es sind Zitate und Lehrsätze, denen in Dialogen mit Studenten und Schülern eine Emergenz nachgewiesen werden kann. Der Mensch neigt zu Oberflächlichkeit. Diese Oberflächlichkeit ist im Widerspruch zum Denken, sie verhindert das Denken. Bequemlichkeit verhindert das Denken. [Herr Z., 94] Dass der Staat diese jungen Mütter, die zu Hause bleiben auch tüchtig bezahlt, damit sie die ersten drei Jahre ein Selbstvertrauen aufbauen können und es gibt einen Schriftsteller, den Ibsen, der sagt „Die Mutter ist die Architektin der Seele des Kindes“ (…) denn in den ersten drei Jahren muss das Kind jemanden haben, der es ständig liebt .[Frau Z., 84] Es müsste ein großes Konzil aller gläubigen Menschen geben, so eine Art Weltkonzil. Eine Instanz, der alle verantwortlich sind, auch die stärksten Machthaber der Welt, auch die, die es überhaupt nicht wahrhaben wollen. [Frau W., 87] Wenn der kulturelle Kontext die Potenziale und die vollendende Entwicklung des alten Individuums fördert, zeigt sich auch, wie Kultur das Alter stärken kann. Gestaltbarkeit und Integrität bedingen einander, steigern die Lebensfülle und fördern dabei Gesundheit. So kann die These nur lauten: Kultur prägt Alter effektiv. Und es ist genau diese Kultur, in der sich menschliche Vernunft als Ausdruck von Freiheit erkennen lässt. Längst haben auch sozialpädagogisch arbeitende Wissenschaftler dies erkannt. Ältere, jene im Reich der Freiheit angekommene Menschen lassen sich nicht so einfach in institutionalisierte Bürger- und Versorgungskontexte integrieren, wenn dies nicht mit freien Entscheidungen einhergeht (Aner und Hammerschmidt 2008). Aber sind diese freien Entscheidungen überhaupt gewollt? Passen sie in das System? Herr F. drückt das so aus: „Wir haben jahrelang geschuftet und jetzt wo wir vergleichen oder kommentieren können, kommen wir nicht ran. Es wird über unsere Köpfe regiert.“ [Herr F., 83] Wenn aber der Mensch sich in seinem Altwerden verwirklichen kann, geht die anthropologische Dimension in die pädagogische über. Mündige Selbstkorrektur und Gesellschaftskorrektur steht im Alter in Zusammenhang mit Vernunft und Glückseligkeit. Doch hierzu bedarf er der Unterstützung der Gesellschaft und damit der Sozialpolitik. Momentan duldet die Gesellschaft die stillschweigende Verkürzung des vollen Menschseins. Die Einschränkung der Vernunft wird aktuell noch befördert durch die beschleunigte Fokussierung auf instrumentell-technologische Rationalität. Zu guter Letzt soll noch betont werden, dass es sich bei der (späten) Freiheit des Alters nicht um eine Generalisierung handelt. Sie ist eine anthropologische Folge der Ontogenese und zugleich ein Menschenrecht. In einer neuen, das Altern fördernden Kultur muss der ganze Mensch in seiner Daseinsthematik und seinen Beziehungen angesprochen und erneuert werden. Mit dem Angebot an Hochaltrige, zentrale Rollen in unserer Gesellschaft zu übernehmen oder sich freiwillig zu engagieren (International Council of Social Welfare 2000) wird die Trennung von Bildung, Arbeit und Ruhestand endlich aufgelöst und die gesamte Gesellschaft in ihrem Humankapital harmonisiert. Die Angebote sollen sich selbstverständlich auch an Menschen im Dritten Lebensalter richten, doch erhalten sie im hohen Alter nochmal eine besondere Notwendigkeit. Beispielhaft sind folgende sozialpolitisch wie bildungspolitisch relevanten und intergenerationell wirksamen Konzepte zur Stärkung und Aufwertung des Alters zu empfehlen, die aus den intergenerationellen Seminaren am Institut für Gerontologie Heidelberg hervorgegangen sind und ansatzweise in eigenen Studien erprobt wurden. Intensivierung der Bildung über den gesamten Lebenslauf und Ausrichtung am humanistischen Bildungsbegriff (Humboldt) Bildung und Erziehung im hohen Alter mit kreativen Ansätzen, von denen alle Bildungsschichten wie auch institutionalisierte alte Menschen profitieren Intergenerationelles Lernen und Studieren mit Hochaltrigen zu zentralen Fragen und Werten der Menschheit Alte Menschen tätig werden lassen in Schulen (Vorschulen, Grundschulen und in allen weiterführenden Schulen), Kindergärten und Vereinen Wiederherstellung der Verbindung von Altern und Natur Gute Werke und gute Taten alter Menschen anfordern und davon lernen Verpflichtung des alten Menschen, die Möglichkeiten, die ihm das Leben bietet mit allen Kräften zu ergreifen, um sein Dasein zu durchdringen, zu steigern und zu erweitern Anfordern der Weisheit alter Menschen zur kulturübergreifenden intergenerationellen Verständigung als Beitrag zur Völkerverständigung Einrichten eines Senats oder Ältestenrats von über 80-jährigen in politischen Regierungen weltweit im Konzil mit jüngeren Lebensaltern. Schon 1979 schreiben Dieck und Naegele in ihrer Sozialpolitik für ältere Menschen: „Einen Ansatz zur Überwindung der Benachteiligungen bietet die Bildungspolitik für ältere Menschen einschließlich der Vorbereitung für das Alter. Bildungspolitik kann als ein Mittel zum Abbau von am Bildungsstand orientierten Hierarchien, als ein Weg der Vermittlung von einem Mehr an Lebensqualität und als ein Instrument der Verbesserung der Chancen einer Interessenwahrung und der Beteiligung am gesellschaftlichen Leben verstanden werden.“ (1979 S. 294) „Vorausgesetzt, eine verstärkte Entwicklung der in ihren Anfängen befindlichen Bildungspolitik für ältere Menschen fände statt, so könnte der Anfang einer strukturwandelnden Alterspolitik gemacht werden.“ (ebda.) 40 Jahre später ertönt die Forderung dringlicher denn je. Den alten Menschen ist ein angemessener funktionaler Wirkungsbereich in der Gesellschaft zu reservieren, in denen sie als tätige Mitglieder und Bürger bis ans Lebensende mit der Gesellschaft verbunden bleiben sowie respektiert und geschätzt werden. Dafür gibt es sogar ein Rezept: Durch a) Miteinandersprechen, in dem wir den alten Menschen zuhören, um uns in sie hineinversetzen zu können, sollte ein offener Dialog entstehen b) aus intergenerationeller Perspektive, denn diese ist es, die das Verstehen zwischen den Generationen und Lebensaltern beschleunigt c) in öffentlichen Räumen, die hierzu geeignet sind d) auch im Falle von Pflege- und Hilfsbedürftigkeit, denn diese darf kein Hindernis darstellen e) immer vor dem Hintergrund der näherungsweisen Herstellung von sozialer und rechtlicher Gleichheit und Gerechtigkeit. In solchen intergenerationellen Kontexten sind uns alte Menschen Vorbilder, nicht der Nachahmung wegen, sondern als Wegbereiter zu unserer menschlichen Potenzialität und Perfektibilität, oder wie Scheler sagt, sie sind die „anbrechenden Morgenröten des Sonnentags unseres individuellen Gewissens und Gesetzes“ (1925: .25). Reformpolitisch steht verantwortliches Handeln vor zwei große Aufgaben. Zum einen besteht die Forderung zur finanziellen Absicherung, denn sie ist eine der essentiellen Grundlagen für alle weiteren Entfaltungsmöglichkeiten im Alter. Soziale Ungleichheit, die hierzulande zu einem immer größeren Problem wird, ist zu beseitigen oder abzumildern, um jedem Menschen die Chance zu geben, ein erfreuliches und mitverantwortliches Leben zu führen. Es darf Reichen nicht überlassen werden, den Armen nach ihrem Gutdünken zu geben, weil der Wohlfahrtsstaat entwürdigt, wenn er Almosen verteilt (Butterwegge 2012). Der Mensch darf im Alter nicht der Armut ausgesetzt sein. Das ist für mich eine ganz schlimme Sache. Oma hat immer gesagt, über Kapitalismus spricht man nicht. Geld ist für mich keine Zielvorstellung. Und wo ich böse werde: Wenn dann jemand so alt ist wie ich, dann fällt es dem Staat ein, zu kürzen. Du hast diesen Staat gefüttert und dann kommt dieser Staat und kassiert. Geld ist keine gute Sache, weil es die Menschen verleitet, Dinge zu tun, die sie besser nicht tun sollten. (Inge Burck, 92] Zum Zweiten ist eine grundlegende Menschenbildung voranzutreiben. Eine solche Bildung ist Prägung und Gestaltung einer lebendigen Person in ihrer individuellen Welt als Funktion der Zeit und des Raums und dient der Menschwerdung. Gebildet ist der, der sich viel Wissen angeeignet hat und dieses nicht etwa wieder unverdaut hervorholen kann, sondern wer sich einen Stil idealer beweglicher Schemata für Anschauung, Denken, Urteil über die Welt angeeignet hat, in denen dieses Wissen verarbeitet ist (Ehret, in Vorbereitung). Der Mensch ist sozialpolitisch in seinem Findungsprozess zu unterstützen, seine Kompetenzen für das Gemeinwohl einzusetzen. Soll Bildung als normative Daseinsthematik des Alters gefördert werden, wie Arnold (2000) fragt? Hier tut sich ein weites Feld auf, das mannigfaltige Formen der Pädagogik umgreift. Im hohen Alter ist diese Bildung fast nur noch intergenerationell zu verstehen, weil hier das Generativitätspotenzial am produktivsten ist. Dies gilt auch für Pflegekontexte, die solche Produktivität des höchsten Alters in ihre Arbeit und Ausbildung mit aufnehmen sollten. Denn dort, wo unterstützende Nachkommen oder Familie ausfällt, um noch einen letzten Einwand aufzugreifen, müssen flexible und differenzierte öffentliche Systeme bereitstehen, in denen Menschlichkeit und Achtung vor dem Nächsten ein gutes Leben ermöglichen. Sozialpädagogik kann hier die Hilfe bieten, den Prozess der Menschwerdung in Vernunft voranzubringen. Älter werden heißt selbst ein neues Geschäft antreten; alle Verhältnisse verändern sich, und man muss entweder zu handeln ganz aufhören oder mit Willen und Bewusstsein das neue Rollenfach übernehmen. Johann Wolfgang von Goethe
Źródło:
Papers of Social Pedagogy; 2018, 9(2); 6-25
2392-3083
Pojawia się w:
Papers of Social Pedagogy
Dostawca treści:
Biblioteka Nauki
Artykuł
Tytuł:
Terapia międzypokoleniowej narracji w Stanie splątania Roksany Jędrzejewskiej-Wróbel. Studium relacji
Therapy of intergenerational narration in Roksana Jędrzejewska-Wróbels Stan splątania (State of Entanglement). Relationship study
Autorzy:
Wądolny-Tatar, Katarzyna
Powiązania:
https://bibliotekanauki.pl/articles/28763193.pdf
Data publikacji:
2023
Wydawca:
Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu
Tematy:
intergenerationality
community
narrative therapy
Roksana Jędrzejewska-Wróbel
novel for young people
międzypokoleniowość
wspólnota
terapia narracji
powieść dla młodzieży
Opis:
Powieść Roksany Jędrzejewskiej-Wróbel przedstawia społeczny świat w stanie naruszenia pokoleniowych relacji. Tytułowy „stan splątania” nie ma tu (wyłącznie) patograficznego nacechowania, ale przeradza się w społeczne splatanie (niczym w koncepcji Bruno Latoura). Świat wewnętrzny postaci: trojga nastolatków na tle szkolnej grupy rówieśniczej, trojga seniorów na tle innych pensjonariuszy domu opieki dla starszych osób, rodziców i nauczycieli tej pierwszej grupy – jest wewnętrznie skomplikowany, a pokoleniowe relacje wymuszają konieczność myślenia terapeutycznego. Przestrzenią komunikującą, generującą metafory zamknięcia (jak ‘pudełko’, ‘przechowalnia’, ‘klatka’), jest instytucja i terytorium szkoły, zamknięty ośrodek dla seniorów, strzeżone osiedle mieszkalne. Metaforą swobodnej egzystencji i habituacji staje się natomiast las (niczym w koncepcjach Henry`ego Davida Thoreau). Terapia międzypokoleniowej narracji, jaką uprawia Roksana Jędrzejewska-Wróbel, przeciwdziała ryzyku zbytniej indywiduacji doświadczenia, jego pojedynczości i osobności, utraty funkcji performatywno-emancypacyjnej tekstu. Pisarka włącza w dyskurs terapeutyczny inne: afektywny, maladyczny, żałobny. Dokonuje społecznej inkluzji grup peryferyjnych, mówiąc o warunkach tworzenia wspólnot, mając na uwadze zasadnicze funkcje tworzenia narracji o doświadczeniu – tutaj: izolacji, obojętności, osamotnienia, marazmu, oportunizmu – poznawczą, edukacyjną, terapeutyczną.
Roksana Jędrzejewska-Wróbel's novel presents the social world in a state of violation of generational relations. The titular “state of entanglement” is not (only) pathographically marked here, but turns into social entanglement (as in Bruno Latour's concept). The inner world of the characters: three teenagers against the background of a school peer group, three seniors against the background of other residents of a nursing home for the elderly, parents and teachers of the first group – is internally complicated, and generational relationships force the need for therapeutic thinking. The communication space, which generates metaphors of closure (such as 'box', 'storage room', 'cage'), is the institution of the school and its territory, a closed center for seniors, a guarded housing estate. The forest becomes a metaphor for free existence and habituation (as in the concepts of Henry David Thoreau). The intergenerational narrative therapy practiced by Roksana Jędrzejewska-Wróbel counteracts the risk of excessive individuation of experience, its singularity and separateness, and the loss of the performative and emancipatory function of the text. The writer includes other therapeutic discourses: affective, maladic, mournful. He performs the social inclusion of peripheral groups, talking about the conditions for creating communities, bearing in mind the essential functions of creating a narrative about experience – here: isolation, indifference, loneliness, apathy, opportunism – cognitive, educational, therapeutic.
Źródło:
Polonistyka. Innowacje; 2023, 18; 81-102
2450-6435
Pojawia się w:
Polonistyka. Innowacje
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