Jede ernste Krankheit verändert die Lebenseinstellung des Patienten und führt zu einer tiefen Krise bei ihm und oft auch bei seinen Angehörigen. Christliche Seelsorge geschieht im Auftrag Jesu Christi. Wie kann der Seelsorger, insbesondere der Krankenhausseelsorger, Wünsche, Bedürfnisse und Aufträge der Kranken erkennen, zu denen er kommt – im Krankenhaus meist unbekannt, oft ungerufen? Wer ist er in den Augen des Patienten? Welcher Art Helfer kann er ihnen werden? Wie kann er ihnen im Leid beistehen, ihre geistlichen Bedürfnisse aufnehmen, sie begleiten?
Dieser Aufsatz möchte den Krankenseelsorgern Anregungen geben, über ihre Patientenbeziehungen, ihre Erfahrungen mit sich selbst und ihre Aufgaben den Kranken gegenüber nachzudenken. Er betrachtet die seelischen und religiösen Vorgänge in der Zeit der Krankheit und die theologischen und psychologischen Aspekte der pastoralen Praxis.
Es wurden hier vor allem die Themen dargestellt, die fast immer beim Krankenbesuch angesprochen werden, egal wo die Kranken leiden, im Krankenhaus oder daheim. Bei der Begegnung mit den schwer kranken Patienten wird man immer mit den bohrenden Fragen konfrontiert: „Warum Leid? Warum gerade ich? Wo bleibt Gott im Leid dieser Welt?“ Der Autor versucht eine christliche Antwort aus der Sicht der heutigen Theologie zu geben: Leid ist der Preis der Freiheit und der Liebe. Gott hat durch die Menschwerdung seines Sohnes sich selbst in das Leid begeben und damit die Menschen und das Leid erlöst. So wurde die Frage nach dem „Warum“ auf die Frage nach dem „Wozu“ des Leidens hin geöffnet (Teil I).
Im Verhalten des Seelsorgers am Krankenbett ist eine Orientierung am Leben und an der Lehre Jesu entscheidend. Er hat die damalige Tragik der Krankheit überwunden und hat sich den Kranken und Leidenden vorbehaltlos zugewendet, ihrer mit Liebe angenommen und viele von ihnen geheilt. Die Heilung der Kranken und die Verkündigung des Reiches Gottes gehören bei Jesus eng zusammen. Jesus hat sich auch mit den Kranken identifiziert (Mt 25,36) und damit seinen Jüngern gezeigt, dass Krankheit Solidarität und Liebe erfordert (Teil II).
Teil III schildert die Hauptaufgaben des Krankenseelsorgers, zu denen gehören: – Kranke ohne missionarische Absicht besuchen und sie „auf der gleichen Augenhöhe“ begleiten; – aufmerksam zuzuhören; – sie trösten und ihnen Zuspruch geben; – ihnen bewusst machen, dass das Leid die Teilhabe am Leiden und am Erlösungswerk Christi ist; – mit Kranken und für die Kranken beten.
Die höchste Stufe der Krankenseelsorge, d.h. die Sakramentenspendung (Versöhnung, Krankensalbung, Hl. Kommunion und Eucharistie mit den Kranken) wurden im Artikel wegen des Platzmangels bewusst ausgeklammert. Das fundamentale Prinzip beim Krankenbesuch ist: Ich gehe zum Kranken, nicht um ihm Christus zu bringen; Jesus ist schon da – in ihm, in seinem Leid.
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